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Doch es sind nicht die Fragen, eher die Aussagen vor den Kunstwerken, die den tieferen Kern frei legen.

„Das könnte ich auch, einfach eine Fläche blau anmalen, oder ein schwarzes Quadrat drauf malen…“ Ja, die vermutete eigene Impotenz und Minderwertigkeit (wenn ich das könnte, kann das doch keine Kunst sein) spielte auch schon bei Woody Allens Film „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten…“ eine entscheidende Rolle.

Ein Spiel zwischen Kunst und Sex, Potenz und Impotenz, Preis und Wert. Es geht in diesem Episodentheater nicht nur um Marcel Duchamp (1887-1968), den Urvater der Moderne, aber er ist der LustSchiffer, unterwegs auf dem Atlantik, um von Frankreich, seinem Heimatland, nach Amerika, der Heimat seiner Sammler, zu fahren. Immer wieder ist er auf diesen Schiffspassagen unterwegs, zum ersten Mal 1915, selten in Ruhe und wenn, dann schachspielend an Deck in Begleitung einer schönen, jungen, natürlich nackten Frau.

„Where do we go from here?“ fragte Marcel Duchamp 1961 anlässlich eines Vortrages und spekulierte über die zukünftige Bedeutung eines Kunstmarktes. Aber hätte er geahnt, dass es ein heutiger Künstler, namens Damien Hirst, 48 Jahre später tatsächlich schafft, anlässlich einer Auktion bei Sotheby’s 287 seiner eigenen Werke für einen Erlös von 187 Millionen Dollar zu ersteigern? In Management-Kursen von Business Schools dient Hirst als erfolgreiches Beispiel für „Strategische Innovation“, der sich neue „Betriebskanäle“ und „neue Kundengruppen“ erschließt und seine eigenen Verkäufer auffrisst… Vielleicht liegt darin die Zukunft der Kunst – sie fressen sich gegenseitig selbst auf…

Hätte Marcel Duchamp geahnt, dass

ebenfalls ein heutiger Künstler, Gerhard Richter, durch sein Atelier geht und die neben den Bildern liegenden Leinwände, die als Pinselabstreifer dienen, in dekorativen, kleinformatigen Ausschnitten als selbstständiges Kunstwerk anbietet, dabei den Herstellungsprozess keineswegs leugnend?

Der MARKT und die DEVOTIONALIEN spielten schon immer eine große Rolle neben der Kunst, erst in unserer Zeit treten sie – immer häufiger – an die Stelle von Kunst.

Nicht nur Marcel Duchamp wird in „LustSchiffer“ zu Wort kommen, es treten auch andere Künstlerinnen auf: Meret Oppenheim, Louise Bourgeois… Alle schon tot, versammeln sie sich auf einer kleinen Guckkastenbühne in der Kölner Südstadt – SATISFAKTION Teil II.

Wie lässt Duchamp in seinen Grabstein meißeln: D’AILLEURS:::C’EST TOUJOURS LES AUTRES QUI MEURENT

Natürlich in Antiqua – mit Serifen!

SATISFAKTION II – Der zweite Teil der Trilogie
von Hannelore Honnen mit Texten von Marcel Duchamp
Inszenierung: Joe Knipp
Mit Jan-Arwed Maul und Signe Zurmühlen
Bühne und Kostüme: Hannelore Honnen
Bühnenbau: Wolfgang Wehlau
Licht: Peter Mohr
Assistenz: Antje Sterner; Grace Müller

Fotos: Barbara Siewer; Montage: JK